[Review] Steins;Gate

Hawkwing

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[align=justify]Diese Review wird sich mit der Serie Steins;Gate auseinandersetzen. Zunächst einmal, was ist denn Steins;Gate überhaupt? Steins;Gate ist ein in einem ganz leichtem Science-Fiction-Szenario angesiedelter Thriller mit starken Mystery- und Drama-Elementen. Die Grundlage für diese Serie bildete eine XBOX 360-Visual Novel der Studios 5pb und Nitroplus. Die Anime-Umsetzung aus dem Jahre 2011 erfolgte durch das Studio White Fox (Jormungard, etc.), wohingegen das Charakterdesign aus der Feder des Zeichners "huke" stammte, der als Illustrator für das Metal-Gear-Franchise gearbeitet und das Black Rock Shooter-Franchise erschaffen hat.

Achja, es ist ja immer so eine Sache mit gehypten Serien. Wollen wir uns doch vor dem eigentlichen Thema mal ein paar Durchschnittsbewertungen dieser Serie ansehen:

myanimelist.net: Platz 3 mit einer Bewertung von 9,17 von 10 Punkten
anisearch.de: Platz 5 mit einer Bewertung von 9,3 Punkten
animenewsnetwork.com: Platz 1 mit einer Bewertung von 9,09 Punkten

Dieser kleine Einblick sollte genügen um zu verstehen, dass diese Serie auf sehr vielen Seiten in den Himmel gelobt und von den Usern geradezu geliebt wird. Ob dies zumindest meiner Meinung nach auch wirklich zutrifft, soll diese Review nun klären:

Ihr kennt mich ja, mich kleinen Anime-Hipster, der irgendwie nie die Serien genial findet, die alle anderen Leute genial finden. Mit einer entsprechenden Einstellung bin ich dann natürlich auch an Steins:Gate herangegangen. Ein Fehler, wie ich recht schnell herausfinden musste.

Kommen wir jedoch erst einmal zur Story. Als Basis für deren Wiedergabe greife ich mal wieder auf die Kurzbeschreibung von anisearch zurück:

Rintarou Okabe, ein selbst ernannter verrückter Wissenschaftler sowie die talentierte Neurowissenschaftlerin Kurisu Makise, gehören zu jenen, die tagtäglich die Straßen von Akihabara bevölkern. Eines Tages kommt es dort zu seltsamen Vorkommnissen, die die beiden Protagonisten zusammenführen. Bei näherer Untersuchung der Vorfälle stellen sie fest, dass sie mit einer umgebauten Mikrowelle Nachrichten in die Vergangenheit schicken können. Schon bald wird jedoch die Organisation SERN, die ebenfalls im Bereich der Zeitreisen forscht, auf sie aufmerksam und beginnt sie zu jagen.

Wie eigentlich alle Beschreibungen jener Seite ist auch diese prinzipiell richtig, jedoch unglaublich langweilig formuliert und schafft es keineswegs, die Serie und ihre Atmosphäre adäquat zu beschreiben.

Wagen wir doch mal einen Versuch die Atmosphäre der Serie, ihre Form von Story-Telling und Charakterzeichnung und ihre wichtigsten Elemente ohne zu spoilern wiederzugeben:

Steins;Gate fängt eigentlich im Vergleich relativ seicht an. Relativ ist hier ein sehr wichtiges Wort, da diese "seichten" Szenen bereits die hyper-ernsten und wichtigen Szenen von den meisten anderen Serien locker in die Tasche stecken. Gerade zu Beginn der Serie wird man noch nicht viel verstehen, dies ist jedoch dem überragenden Story-Telling geschuldet und fesselt einen von Folge zu Folge mehr an diese Serie. Die Macher haben es wirklich geschafft, jedes auf den ersten Blick noch so unwichtige Element sinnvoll im späteren Verlauf der Hauptstory einzubauen. Dies jedoch auf eine so intelligente Art und Weise, dass man teilweise nur noch staunend davor sitzt und Stück für Stück immer mehr versteht. Es werden wirklich alle Fragen erklärt und die hochkomplexe und extrem gute Story wird perfekt erzählt. Steins;Gate ist jedoch keine Serie zum Abschalten oder zum Nebenbei-Konsumieren. Sie ist äußerst komplex, extrem spannend und erfordert die komplette Aufmerksamkeit des Zuschauers um richtig verstanden zu werden.

Dies lohnt sich jedoch, da diese Serie einfach eine unglaublich gute Story hat. Wir befinden uns bei dieser Serie im Jahre 2010 mit ein paar klitzekleinen Science-Fiction-Elementen, die jedoch auf mehreren Grundlagen beruhen. Dabei versteht sie es perfekt, populärwissenschaftliche Phänomene und Internet-Mythen miteinander zu verbinden und beim Zuschauer immer wieder einen "Aha"- und "Das habe ich doch schon einmal gehört"-Effekt zu erzeugen. Durch diese Verknüpfung von Realität und Fiktion erscheint die Serie sehr realistisch. Die Struktur der Serie und ihre Charaktere tragen ebenfalls ihren Teil dazu bei:

Anfangs werden noch mit relativ (!) viel Witz die verschiedensten Charaktere eingeführt, die unterschiedlicher und undurchschaubarer nicht hätten sein können. Jeder Charakter hat irgendeine verrückte Eigenschaft und mag Klischees bedienen. Dies ist jedoch ein unglaublich schlauer Kniff von den Machern. Selbst wenn die Charaktere teilweise etwas seltsam anmuten, wachsen sie einem doch total unbewusst ans Herz und es wird durch kleinere Einspieler immer wieder klar gemacht, dass da noch mehr kommen wird. Diese unbewusste Bindung an die Charaktere, die durch das wirklich geniale Pacing und Story-Telling erzeugt wird, ist rein handwerklich gesehen wirklich genial umgesetzt. Dadurch, dass die Charaktere irgendwie immer eine mysteriöse, ernste und geheimnisvolle Seite haben und ihre eigenen Motive verfolgen, kommt jedoch auch die Spannung nicht so kurz. Ich kann eines sagen, jeder Charaktere wird noch eine extrem wichtige Rolle spielen und mit einer hochinteressanten Hintergrundgeschichte aufwarten. Die Charaktere erreichen dabei Tiefen, die man nie erwartet hätte. Allgemein ist die Charakterzeichnung schlichtweg hervorragend und immer genau auf dem Punkt.

Selbst der noch relativ lustige und fröhliche Beginn der Serie rund um das Laborteam strotzt nur so vor Atmosphäre und ernsten Momenten. Ich habe bisher noch bei keiner Serie so einen guten Mix zwischen genialem Story-telling, ernster Atmosphäre und intelligentem Witz gesehen. Der Humor der Serie basiert dabei weniger auf dem komplett langweiligen, total ausgelutschten und mittlerweile nur noch nervigen Standard-Anime-Humor, sondern eher auf fiesen Bemerkungen und einem allgemein vorhandenen Dialogwitz mit mehreren kleineren und größeren Seitenhieben auf die Populärkultur. Weitaus wichtiger als der Humor ist jedoch die ernste Seite des Anfangs. Die Spannung wird immer weiter aufgebaut und man merkt, dass sich - von den Charakteren völlig unbemerkt - ein Gewitter zusammenbraut. Wenn sich dieses Gewitter entlädt, offenbart sich erst die wirkliche Genialität der Serie.

Erst dann werden alle Fäden der Story zusammengeführt und ergeben die beste Story seit Ghost in the Shell.
Erst dann entwickeln die Charaktere eine richtige Tiefe.
Erst dann wird aus einem spannenden und geheimnisvollen Mystery/Comedy-Mix ein hochspannender, knallharter und total ernster Thriller.

Erst dann wird aus einer sehr guten Serie das absolute Meisterwerk, dass wir hier vor uns sehen.

Ihr merkt mit Sicherheit bereits, dass ich diese Serie gut finde, ja sogar sehr gut, wenn nicht sogar genial. Dies ist einfach der Story geschuldet, die ich gar nicht genug loben kann. Sie ist komplex, hochinteressant, extrem spannend, perfekt erzählt, mysteriös und einfach nur gnadenlos gut. Es sollte einem jedoch klar sein, dass dies kein Standard-Anime ist. Er setzt nicht auf Kämpfe oder Ähnliches, um seine Spannung zu erzeugen, sondern auf seine Story und Charaktere. Dies funktioniert jedoch perfekt.

Auch in den Bereichen abseits der Story überzeugt Steins;Gate auf ganzer Linie:

Die Animationsqualität ist wirklich der Wahnsinn und steckt viele Produktionen aus diesem Jahr noch locker in die Tasche. Gerade bei den Lichtquellen, Hintergründen und der authentischen Darstellung von Objekten spielt die Serie in der obersten Liga mit. Auch der Rest kann sich mehr als nur Sehen lassen. Die Soundeffekte sind immer passend gewählt und auch die Hintergrundmusik weiß zu gefallen. Sie erreicht nicht die gigantische Ausnahme-Qualität der Black Rock Shooter-OSTs, enthält jedoch ein paar äußerst atmosphärische Stücke und untermalt die dazugehörigen Szenen immer perfekt.

Das Voice-Acting dagegen gehört mit zum Besten, dass ich bisher gehört habe. Jeder Synchronsprecher hat hervorragende Arbeit geleistet und den Figuren wirklich Leben eingehaucht.

Opening und Ending ist bei mir ja immer so eine Sache. Ich bin einfach kein Fan von normaler japanischer Musik und kann deswegen eigentlich keine adäquate Meinung dazu abgeben. Rein subjektiv empfinde ich das Opening als Genre-Standard. Es erreicht nicht die Qualität der jeweils ersten Openings der beiden To Aru Majutsu no Index-Staffeln, die sogar ich gar nicht mal so schlecht fand, ist jedoch bei weitem nicht so schrecklich wie das Strike Witches- oder Kämpfer-Opening. Aber wie gesagt, alles rein subjektiv. Das Ending ist instrumental sogar wirklich gut und passt perfekt zur Serie, jedoch gefällt mir dort der Gesang nicht wirklich. Beides ist zumindest bei mir aber das mit Abstand unwichtigste bei einer Anime-Serie.[/align]

[align=justify]Ich denke mal, dass es allmählich Zeit wird zu einem Fazit zu kommen.

Steins;Gate bekommt von mir eine Bewertung von [glow=red]9,6 von 10[/glow] Punkten und eine unbedingte Empfehlung an jeden, der auf Kämpfe verzichten kann und gerne in eine extrem spannende und gute Story rund ums Zeitreisen eintauchen möchte. Ich hätte nie gedacht dass sie nach dem bereits sehr guten Beginn noch so unglaublich gut wird und dass sie sogar ihrem Hyper mehr als nur gerecht wird. Ein wahres Kleinod.

Falls ihr mal reinschauen möchtet: Sie wurde von chinurarete-subs in sehr hoher Qualität auf Deutsch gesubbt.

Noch einmal meine ganz eigene Meinung dazu:

Sie ist aus mannigfaltigen Gründen innerhalb von kürzester Zeit zu einem meiner All-Time-Favoriten aufgestiegen und gesellt sich damit zu Ghost in the Shell. Beides sind meiner Meinung nach im Bereich Story und Charaktere absolute Meisterwerke, die zumindest bei mir ganz weit oben stehen. Dann kommt erst einmal eine ganze Zeit lang gar nichts, bis dann Sword Art Online, To Aru Majutsu no Index, Black Lagoon, Full Metal Panic und Co mal freundlich an die Tür klopfen dürfen. Meiner Meinung nach liegen zwischen diesen Serien einfach Welten. Black Rock Shooter fällt aus diesem Bewertungsschema allerdings raus, da es meiner Meinung nach weniger eine Serie als ein exzentrisches Gesamtkunstwerk ist und dementsprechend differenziert betrachtet werden muss.[/align]
 
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