[Review] To Aru Kagaku no Railgun

Hawkwing

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Diese Review dürfte wohl die mit Abstand längste sein, die ich jemals geschrieben habe. Dies liegt allerdings daran, dass es eher eine komplette Analyse als "nur" eine kurze Review ist. Nichtsdestotrotz dürfte der Begriff auch hierbei noch gelten:

Hallo und herzlich Willkommen zurück zu einer weiteren Review von mir. Dieses Mal habe ich eine etwas ältere Serie im Gepäck, namentlich To Aru Kagaku no Railgun (im Folgenden mit Railgun abgekürzt).



Zunächst einmal ein paar allgemeine Informationen. Railgun ist Teil des von Fans gerne mit "Raildex" abgekürzten To Aru-Franchises, welches zum momentanen Zeitpunkt (September 2013) aus vier TV-Serien (Index, Railgun, Index II, Railgun S), einem Kino-Film (Endymion no Kiseki), zwei PSP-Spielen (Beat'em'Up und Visual Novel), diversen Manga-Reihen und mindestens einer Light Novel besteht. Diese Light Novel ist die Grundlage für die 2008 produzierte Serie To Aru Majutsu no Index gewesen, von der Railgun ein im Jahre 2009 produziertes Spin-Off ist. Da ich zu Index eine eigenständige Review verfassen werde, welche hier natürlich zum Zeitpunkt ihrer Fertigstellung auch verlinkt wird, gehe ich nur kurz auf die Hauptserie ein und werde mich dann dem Spin-Off widmen. Demnach werde ich im Lauf der Zeit alle Staffeln des Franchises reviewen, jedoch nicht in der Reihenfolge der Erstveröffentlichung.
Vielmehr wird sich diese Reihe von Reviews daran richten, in welcher Reihenfolge ich die jeweilige Staffel des Franchises gesehen habe. Der Grund für diese Vorgehensweise ist einerseits extrem simpel, aber gleichzeitig doch recht kompliziert. Da sich die beiden Serien des Franchises durchaus stark voneinander unterscheiden ist es für eine Einschätzung der jeweils anderen Serie von entscheidender Relevanz, was man nun zuerst gesehen hat. Falls ihr jedoch Informationen darüber haben wollt, wie es mit der eigentlichen Reihenfolge der Staffeln aussieht, kann ich euch diesen Post hier ans Herz legen. Dort gehe ich kurz auf die verschiedenen Möglichkeiten (Veröffentlichungszeitraum, Story) ein und mache einen Vorschlag, in der man sich die jeweiligen Staffeln zumindest meiner bescheidenen Meinung nach anschauen sollte. Da sich vom Story-Zeitraum her mehrere Staffeln miteinander überschneiden, sollte man dies nicht völlig außer Acht lassen.

Als Ganzes betrachtet will das Franchise den Konflikt zwischen Wissenschaft und Magie erzählen, und bedient sich dabei in der Hauptserie zweier Handlungsebenen (Magie und Wissenschaft), die mal mehr, mal weniger stark miteinander verknüpft sind. Zentrale Figur der magischen Seite ist ein junges Mädchen namens Index, welches zusammen mit Touma Kamijou als eigentlicher Hauptprotagonist des Franchises fungiert. Auf der anderen Seite steht die Wissenschaft, deren prägnantester Vertreter (rein prinzipiell) eine junge Dame namens Mikoto Misaka ist. Es sei noch gesagt, dass nicht nur die Magie-, sondern auch die Wissenschafts-Seite auf übernatürliche Phänomene setzt, in diesem Fall nämlich sogenannte Esper, also Menschen mit übernatürlichen Fähigkeiten. Mikoto ist eine der stärksten Esper der Stadt und besitzt Elektro-Fähigkeiten, welche ihr auch den Namen "Railgun" eingebracht haben.

Anders als die Hauptserie, welche beide Seiten betrachtet, konzentriert sich die wie der Rest des Franchises vom Animationsstudio J.C.Staff (bekannt für Shakugan no Shana, Zero no Tsuikama oder Bakuman) produzierte Serie komplett auf die wissenschaftliche Seite. Bis auf eine Ausnahme werden Vertreter der anderen Seite maximal in kurzen und für die Story komplett irrelevanten Cameo-Auftritten abgefertigt. Um zu beginnen, verweise ich ein weiteres Mal auf die Kurzbeschreibung von anisearch.de:
anisearch.de schrieb:
Aufgrund ihrer Position als einer der wenigen Level 5 Esper von Academy City, ist Mikoto Misaka berühmt-berüchtigt in dieser Stadt, in der es Menschen möglich ist, ihre übernatürlichen Fähigkeiten zu trainieren. Durch ihre für den städtischen Sicherheitsdienst arbeitende Freundin Kuroko Shirai wird auch Mikoto regelmäßig in diverse Fälle involviert, in denen sie sehr schnell zeigt, dass ihre Persönlichkeit mitunter genauso geladen ist, wie die Blitze, die sie verschießen kann. Als sich die mysteriösen Vorfälle in der Stadt mehren, verdichten sich auch die Hinweise auf dunkle Machenschaften ungeahnten Ausmaßes.
Ich würde diese Beschreibung gerne loben, da sie ohne zu Spoilern interessant geschrieben ist, Lust auf die Serie macht und den geneigten Leser kurz und prägnant in das Szenario einführt. Leider erweckt die Beschreibung jedoch einen völlig falschen Eindruck von der Serie, da sie sich wesentlich, wesentlich ernster liest, als die Serie die meiste Zeit über ist. Doch dazu später mehr, zunächst möchte ich mich dem Szenario widmen.



Wie bereits kurz angerissen, spielt Railgun in der Bildungsstadt (englisch: Academy City), welche genauer gesagt ein Sammelpunkt von allen möglichen Espern ist und zum Großteil aus Schülern und Studenten besteht. Die Esper haben dort in den jeweils an ihre Fähigkeits- bzw. Einkommensstufen angepassten schulischen Einrichtungen die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten zu trainieren und auszubauen, natürlich unter Aufsicht von Lehrern und Wissenschaftlern. Dabei werden die Esper in Level eingeteilt, welche von 0 - 5 reichen. 5 stellt die höchste Stufe dar und wurde bisher nur von extrem wenigen Espern (unter ihnen Mikoto, unsere Hauptprotagonistin) erreicht. Level 0 sind sogenannte Skill-Outs, welche über keinerlei Esper-Fähigkeiten verfügen und einfach nur komplett normale Menschen sind. Jedoch muss auch bei ihnen unterschiedenen werden, da es einerseits Schüler ohne Fähigkeiten, welche krampfhaft versuchen im Rang aufzusteigen und Kräfte zu entwickeln, gibt, andererseits jedoch auch bereits resignierte Skill-Outs - zumeist junge Erwachsene - auftreten, welche sich zu kriminellen Banden zusammengeschlossen haben und in Form von Schlägertrupps Jagd auf Esper der verschiedenen Stufen machen. Eine der Hauptpersonen ist nebenbei bemerkt eine friedliche Skill-Out.

Um dieser Bedrohung Herr zu werden, verfügt die Bildungsstadt über mehrere Kontrollgremien. Da wäre zunächst einmal Judgment relevant, welches grundlegende Ermittlungsarbeit einerseits, allerdings auch soziale Dienste andererseits vollrichtet und zum Großteil aus freiwillig dort arbeitenden Schülern aus diversen Leveln besteht. So arbeiten zwei der vier Hauptprotagonisten der Serie in der 177. Abteilung von Judgment.

Die eigentliche Sicherheitskraft der Stadt ist jedoch die Polizeitruppe namens Anti-Skill, welche aktiv für Ruhe und Ordnung sorgen soll und nicht noch zusätzlich für soziale Dienste eingespannt wird. Anders als Judgment setzt sich Anti-Skill aus Erwachsenen zusammen, welche zwar auch unentgeldlich arbeiten, jedoch unter anderen auch im Waffengebrauch gelehrt werden und spezielle Taktiken zur Krisenbekämpfung beigebracht bekommen. Demnach kann Anti-Skill nicht nur als Polizei, sondern auch als "Armee" der Bildungsstadt bezeichnet werden, was sich auch in ihrer Ausrüstung widerspiegelt.

Des Weiteren gibt es noch das MAR (Multi Active Rescue), welches als Notfalleinsatztruppe zum Schutz von Zivilisten und als humanitäre Hilfstruppe dient und des Öfteren mit Anti-Skill zusammenarbeitet.

Es sei noch gesagt, dass sich jede der drei Hauptgattungen unter einander kontrolliert, um Korruption vorzubeugen. An dieser Stelle möchte ich jedoch bereits meinen ersten Kritikpunkt anbringen: Mir erscheint es arg unrealitisch, dass die eigentliche Schutztruppe namens Anti(!)-Skill nur aus normalen Menschen besteht und sich mit jeglicher Form von Esper-Gewalt beschäftigen muss. Selbst innerhalb der Serie erweisen sich Judgment-Mitglieder als weitaus widerstandsfähiger. Anti-Skill wird mir persönlich in der Serie viel zu schwach dargestellt, sodass ich nicht den Eindruck gewinnen kann, dass es seine ihm anvertrauten Aufgaben lösen kann. Ein konzeptioneller Fehler, der sich auch in anderen Bereichen des Franchises wiederfinden lässt und im Verbund mit anderen Schwächen doch arg an der Glaubwürdigkeit zweifeln lässt. Doch auch dazu später mehr, schließlich sollen erst noch die Story und die Charaktere abgearbeitet werden:



Grundlegend hat anisearch mit der Kurzbeschreibung der Story schon recht. Nach einer kurzen Einführung in das Szenario folgt das Geschehen nun den Handlungen unserer Hauptprotagonistin Mikoto, die dabei von ihrer Mitbewohnerin Kuroko Shirai und ihren beiden Freundinnen Ruiko Saten und Kazari Uiharu begleitet wird. Anders, als es die anisearch-Beschreibung und das doch recht interessante Szenario allerdings vermuten lässt, setzt nach der Einführung keineswegs die eigentliche Story ein. Vielmehr konzentriert sich Railgun - welches sich in zwei große Story-Arcs, die durch eine übergeordnete Handlung miteinander verbunden sind, einteilen lässt - in den ersten paar Folgen fast komplett auf Comedy und Slice of Life. Genau dieser Fokus ist allerdings auch der größte Kritikpunkt, den ich an der Serie habe.
Es wird dabei einfach maßlos übertrieben. Ich habe prinzipiell nichts dagegen, wenn eine ernste Erzählung durch verschiedene Elemente aufgelockert wird, allerdings sollten diese Elemente dann auch zum Szenario passen. Fakt ist, dass Railgun zu einem großen, großen Teil belanglose, übertrieben freundliche und fröhliche Slice of Life-Geschichten erzählt, bei denen nicht nur einmal ein bisschen zu tief in die Kitsch- und Klischee-Kiste gegriffen wurde. Auch wurden viel zu viele Filler eingebaut, die jedoch erst während des zweiten Story-Arcs richtig oft vorkommen und eigentlich nur Mittel zum Zweck sind, um Cameo-Auftritte von Charakteren aus der Hauptserie und belanglose, angeblich "lustige" Side-Storys zu erzählen.
Der Hauptgrund für die ganzen Filler ist jedoch die Vorlage. Anders als die Index-Serie baut Railgun nicht auf der grundlegenden Light Novel, sondern dem eigenen Manga auf, welcher zum Zeitpunkt der Produktion der Serie noch nicht allzu weit fortgeschritten war bzw. Geschichten beinhaltete, die sich die Produzenten anscheinend für eine zweite Staffel aufheben wollten. Da anscheinend die Folgenanzahl fest stand, mussten die Lücken demnach mit sinnlosen Fillern geschlossen werden, welche gerade in der zweiten Hälfte die Serie ziemlich nach unten ziehen und den kompletten Drive herausnehmen, der durch die deutlich bessere erste Hälfte erschaffen wurde.

Denn was man aufgrund der allgegenwärtigen Filler, der stumpfen Comedy und den langweiligen Slice of Life-Einlagen gerne mal übersieht ist die Tatsache, dass Railgun eigentlich eine echt gute Story erzählt, welche leider nur viel zu spät und selten einsetzt und noch seltener richtig gewürdigt wird. Ich sage es mal so: Ich hätte nie gedacht, dass eine Serie mit einem derartig schwachen Beginn doch eine so gute/tiefe Geschichte erzählen und in Teilen sogar mit einer tiefen Charakterisierung der ein oder anderen Figur aufwarten kann. Dafür ist gerade die erste Hälfte ein sehr gutes Beispiel, da dort einer der auf den ersten Blick unwichtigsten Charaktere erstaunlich tiefgehend ausgearbeitet wird und da der dortige Antagonist erstaunlich nachvollziehbar und angenehm weit von ausgeleierten Standard-Motiven entfernt agiert. Anfangs dachte ich, dass der Antagonist der Serie dem klassischen "Ich will der Allerbeste sein"-Prinzip folgen würde, doch war dies glücklicherweise eine Fehleinschätzung, da die überraschend gut ausgearbeitete und durchaus tiefe Hintergrundgeschichte jenes Charakters eben genau die Elemente transportiert, die die anisearch-Beschreibung gewollt oder ungewollt der gesamten Serie zugeschrieben hat. Durch den ersten Story-Arc wird nämlich Franchise-Neulingen zum ersten Mal bewusst, dass hinter der netten, freundlichen Fassade der Bildungsstadt ein gnadenloses System arbeitet, welches vor allem in den Folgestaffeln immer öfter thematisiert wird. An dieser Stelle erreicht die Serie auch endlich einmal eine angenehm düstere Atmosphäre, die handwerklich sehr gut umgesetzt wurde.

Leider wurde diese Atmosphäre auf die gesamte Serie bezogen viel zu selten eingesetzt, zumal sich insbesondere die zweite Hälfte in allen Bereichen schlechter als die Erste entwickelt. Gab es bei der ersten Hälfte neben den Comedy- und Slice of Life-Einlagen noch ab und zu ein bisschen Action, den ein oder anderen recht gut ausgearbeiteten Charakter und einen nachvollziehbar agierenden, sehr gut inszenierten Antagonisten, wird in der zweiten Hälfte mehr als nur deutlich, dass der Manga zum Produktionszeitpunkt noch nicht weit genug fortgeschritten war bzw. sich mit einer anderen Geschichte beschäftigte. Demnach wurde die Story der zweiten Hälfte extra für den Anime neu geschrieben. Mittlerweile werden die Geschehnisse dort zwar als offizieller Kanon angesehen, jedoch kann dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass sowohl Story-technisch als auch auf die Charaktere bezogen viel Potenzial verschenkt wurde. Abseits der in der zweiten Hälfte echt viel zu oft auftretenden und teilweise einfach nur unnötig langweiligen Filler stößt vor allem der wesentlich plumpere, unpassend inszenierte und erschreckend eindimensionale Antagonist auf, der zudem noch in einem dem Franchise unwürdigen Story-Konstrukt agiert.

Wenn man das gesamte Franchise betrachtet, werden die Aktionen und die Art des neuen Gegenspielers zwar nachvollziehbarer, jedoch kann dieser Umstand nicht über die konzeptionellen Schwächen im Story-Telling hinwegtäuschen und nicht vertuschen, dass unglaublich viel Potenzial liegen gelassen wurde.

Prinzipiell hat es mir nämlich schon gefallen, dass anders als im Manga (einen Vergleich zwischen Manga und Serie findet ihr hier; aber Vorsicht, in diesem Post musste ich ein bisschen spoilern, lest ihn demnach am Besten erst dann, wenn ihr mit der Serie fertig seid) die Story aus der ersten Hälfte fortgesetzt wurde, jedoch wird der zweite Arc dem Ersten einfach in keiner Form gerecht. Jedoch muss ich trotz aller Kritik sagen, dass selbst der zweite Arc durchaus gut zu unterhalten weiß und eigentlich auch Spaß macht. Die ganzen Kritikpunkte, die ich hier die aufführe, fallen einem nur auf, wenn man wirklich genau ins Detail geht und die Serie auseinandernimmt und analysiert.
Zwar lässt die Serie im Detail betrachtet an allen Fronten nach, jedoch bleibt der Unterhaltungsfaktor auf dem gleichen, trotz aller Beschwerden doch recht hohem Niveau. Denn egal wie viel ich meckere, mich beschwere und um Worte ringe, die Serie macht selbst in ihren schwachen Momenten eigentlich Spaß. Ich persönlich hätte zwar lieber viel mehr von der düsteren, ernsten Seite des Franchises gesehen, jedoch schmälert dies den Unterhaltungsgrad der Serie (wenn man von den komplett unnötigen Filler-Episoden absieht) nicht wirklich.

Zum Großteil ist Railgun eine durch und durch sympathische Serie, die bis auf ein paar Ausnahmen eigentlich durchgehend zu unterhalten weiß und an manchen (in meinen Augen zwar viel zu wenigen) Stellen mit einer guten und tiefen Story zu überraschen weiß. Verschiedene konzeptionelle Fehler, Filler und teilweise schwache Charaktere ziehen die Serie allerdings weiter runter, als es eigentlich hätte sein müssen.



Denn ein weiterer Grund für Lob ist die durch und durch gelungene Erzählstruktur. Die Aufteilung in zwei zusammenhängende, wenn auch unterschiedlich starke Story-Arcs mit einer prinzipiell sehr interessanten Hintergrundgeschichte, beugt vor allem einem der größten konzeptionellen Probleme vor, die viele Anime-Serien in sich tragen. Dies würde ich gerne anhand eines Schaubildes, welches ich vorbereitet habe, erläutern:
Oftmals ist es bei normalen Serien der Fall, dass die erste Hälfte einer Serie aus Comedy oder allgemein recht seichtem Material besteht, bevor dann ab einem bestimmt Punkt die Story allmählich immer mehr in Fahrt kommt und die Serie mit steigender Folgenzahl zumindest versucht, immer ernster zu werden. Mit dem Finale der Story ist dann auch eine derartige Serie vorbei. Bei Railgun haben die Produzenten diesen Umstand elegant umgangen, indem sie die Hauptstory in zwei Story-Arcs aufgeteilt und so zwischendrin für Spannung und Ernst, aber dann auch wieder für Entspannung und Comedy gesorgt haben. Ganz genau genommen ist die Konzeption natürlich gleich, da man die beiden Railgun-Story-Arcs auch als zwei zusammengefasste Staffeln ansehen könnte. Allerdings ist es eben nur eine Staffel, die sich diesen Effekt zu Nutzen macht, weswegen sie rein prinzipiell von der Erzählstruktur her authentischer als so manch andere, in ihren Stilmitteln fast schon strikt zweigeteilte Serie daherkommt.
Des Weiteren ist noch anzumerken, dass Railgun relativ strikt seiner Hauptstory folgt und sich erfreulicherweise nicht wie Index in unzusammenhängenden Nebengeschichten ohne klares Konzept verliert. Railgun reißt in Sachen Erzählstruktur zwar keine Bäume aus und ist genau genommen gar nicht mal so innovativ, jedoch hebt sie sich weit genug vom Genre-Standard ab, um dafür ein kleines Lob zu kassieren. Mit wirklich grandios geschriebenen Serien kann sie dagegen bei weitem nicht mithalten.

Leider kann ich das Pacing der Serie nicht so positiv hervorheben. Es ist zwar nicht so versaut worden wie bei Index, jedoch alles andere als perfekt und vor allem in der zweiten Hälfte und beim ersten Mal schauen richtig schwach. Obwohl die Serie wie bereits erwähnt an sich gut strukturiert ist, leidet das Pacing und damit die Spannung einfach unter den viel zu seichten Anfangsepisoden eines jeden Story-Arcs. Sie sind zwar unterhaltsam, tragen jedoch auf den ersten Blick nicht zur Story bei und bremsen die gesamte Serie aus. Erst beim zweiten Durchgang fallen einem extrem viele Anspielungen auf spätere Ereignisse auf, die man zuerst gar nicht verstehen konnte. Während ich diesen Umstand an sich echt gut finde ist es ein bisschen schade, dass die jeweils ersten Folgen einfach den Fokus auf die falschen Dinge legen und die Story erst viel zu spät richtig in Fahrt kommt.

Als Schlussfazit kann ich zur Story nur noch sagen, dass diese zwar ein großartiges, jedoch viel zu selten genutztes Potenzial hat und durch zu viele Filler, zu viel Slice of Life, zu viel Comedy und durch ein unglückliches Pacing unnötig stark nach unten gezogen wird.

Ähnlich sieht auch mit den Charakteren aus, bei denen ich mich vor allem auf die vier Hauptcharaktere konzentrieren möchte.



Den Anfang macht unsere namensgebende Railgun, Mikoto Misaka.
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[/SPOIL]Mikoto ist eigentlich ein sehr guter Hauptcharakter, da sie bereits auf den ersten Blick sympathisch ist und eine Menge an interessanten und spaßigen Fähigkeiten mit sich bringt, welche gerade in den Action-Sequenzen zum Tragen kommen. Dazu kommt noch, dass sie im Laufe der Geschichte immer mehr Dinge hinterfragt und an sich eine durchaus intelligente Person ist. Leider wurde sie jedoch auch mit zwei extrem nervigen Charakterzügen versehen. Während ihr Tick für alles kindisch/niedliche zwar als (zumindest in meinen Augen) überaus nervige Eigenart, auf die ich gerne verzichtet hätte, abgetan haben kann, sieht es mit ihren aufgesetzt wirkenden und total langweiligen Tsundere-Anwandlungen komplett anders aus. Aufgesetzt deshalb, da man eigentlich nie den Eindruck gewinnt, dass derartige Eigenschaften zu ihrem Charakter passen würden.
Damit offenbart sich eine der größten Schwächen des gesamten To Aru-Franchises. Es nimmt seine Charaktere (abgesehen von Railgun S, zumindest bis Folge 15; Anmerkung des Autors) einfach nicht ernst. Eigentlich gut geschriebene und ausgearbeitete Charaktere vollziehen ohne wirklichen Grund des Öfteren 180°-Kehrtwenden, nur um von den Autoren in irgendwelche Situationen gepresst zu werden. Mikoto ist in meinen Augen das beste Beispiel für eine derartige Vorgehensweise, gerade was ihre Interaktion mit Touma, dem Hauptprotagonisten von Index, angeht. Ihr Charakter in diesen Begegnungen passt einfach nicht zu ihrer restlichen Art, womit der Charakter jegliche Form von Glaubwürdigkeit verliert. Die Inkonsistenz der Charaktere im Allgemeinen und Mikotos im Besonderen ist einer der größten Kritikpunkte, die ich an Railgun und dem gesamten Franchise habe. Dort haben die Autoren einfach Mist gebaut.
Lediglich die zweite Staffel von Railgun schafft es, Mikoto als ernsten, vernünftigen und nachvollziehbaren Charakter zu etablieren. Hier ist dies noch nicht der Fall. Trotz allem ist Mikoto ein Sympathieträger und sorgt für ihre Interaktion mit Kuroko für den ein oder anderen Comedy-Moment, auch wenn ihr Charakter durch unnötige Züge nach unten gezogen wird.

Ähnliche Schwächen in der Charakterisierung kann man auch bei Kuroko Shirai, einer Level 4-Teleporterin, beobachten.
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[/SPOIL]Ich würde sogar tatsächlich soweit gehen und Kuroko als einen der reifesten Charakteren des gesamten Franchises bezeichnen zu wollen. Leider merkt man davon so gut wie gar nichts, da sie einfach derbe einen an der Waffel hat. Ich würde dies gerne eloquenter formulieren, aber das würde ihrer Art einfach nicht gerecht werden. Kuroko ist in ihrem Verhalten fast schon schizophren, da sie von zwei prägnanten Charakterzügen dominiert wird. Zum einen gibt es die eloquente, gebildete Dame, die bei Judgment arbeitet und extrem pflichtbewusst ist, dann als Kontrast die hyperaktive und durchgeknallte Kampflesbe, die stets versucht mit Mikoto anzubandeln. Ihr merkt schon, ein Charakter mit solchen Merkmalen ist bei so einer übertriebenen Inszenierung alles andere als glaubwürdig. Immerhin ist sie recht konsistent, was bei ihrem Wahnsinn aber auch relativ einfach ist. Wenn sie allerdings mal ernst wird, kommen ganz schnell ihre Qualitäten zu Tage. Leider ist dies so gut wie nie der Fall, selbst in der Hauptserie nicht. Meiner Meinung nach mal wieder verschenktes Potenzial, da man abgesehen von einer kleinen Szene nichts über ihre Vergangenheit oder ihre inneren Beweggründe und Motive erfährt. Eine tiefere Charakterisierung hätte nicht geschadet, wobei man sich fragen kann, ob es ein derartiger Charakter hergegeben hätte. Ich weiß es nicht. Trotz allem ist auch sie Sympathieträger und teilweise herrlich schräg drauf.

Ein bisschen von den beiden anderen unterscheidet sich dann doch noch ein Protagonist, und zwar Kazari Uiharu:
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[/SPOIL]Uiharu ist von den vier Hauptcharakteren der mit Abstand blasseste und Klischee-behafteste. Uiharu ist die klassische introvertierte, ruhige und unsichere Figur, bei der nicht nur das Design, sondern auch die wesentlichen Charakterzüge stark in Richtung Moe gehen. Natürlich ist so eine Person hochbegabt im Umgang mit Computern und hat einen Kuchen- bzw. Süßigkeiten-Tick. Klare Stereotypen und absolute Standard-Merkmale, die hier verwurstet wurden. Zwar nicht ganz so schlimm wie im Manga, wo sie eine richtige Nervensäge ist, aber immer noch alles andere als gut. Schlimmer wird es noch dadurch gemacht, dass sie sich eigentlich kein Stück weiterentwickelt und das man nichts über ihre Vergangenheit erfährt. Es gab zwar einen Versuch in der zweiten Hälfte, einen Konflikt und eine Entwicklung in Gang zu setzen, jedoch war dieser zumindest meiner Meinung nach erschreckend schlecht umgesetzt. Wie gesagt, sie ist keine Nervensäge, aber weit davon entfernt ein interessanter Charakter zu sein. Dafür fehlt einfach die Auseinandersetzung mit ihr innerhalb der Serie. Sie ist zwar dabei, kann aber keine wirklichen Akzente setzen, auch wenn sie natürlich an der ein oder anderen Stelle relevant für die Story ist. Immerhin ist sie Teil eines gar nicht mal so unlustigen Running-Gags.
In der zweiten Hälfte wird dann noch ein weiterer Charakter eingeführt, der quasi Uiharu in noch langweiliger ist. Naja.

Überraschend positiv hingegen war die Entwicklung bei Ruiko Saten:
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[/SPOIL]War sie anfangs noch so ähnlich blass wie Uiharu, haben sich beide Hälften der Serie erstaunlich viel Zeit für die Entwicklung ihres Charakters genommen und sie (zumindest für Franchise-Verhältnisse) doch recht tief ausgearbeitet. Grundsätzlich ist sie schon aus dem Grunde interessant, dass sie als einzige Skill-Out verzweifelt nach Esper-Fähigkeiten strebt und in einem Umfeld lebt, in dem es von Personen mit solchen Kräften nur so wimmelt. Das birgt bei genauer Überlegung ein interessantes Konfliktpotenzial, welches - untypisch für diese Serie - sogar wirklich gut ausgenutzt wird. Saten ist auf jeden Fall für die ein oder andere Überraschung gut und ist relativ konsistent geschrieben. Zwar hat auch sie die ein oder andere nervige Eigenart, jedoch kann man damit leben, zumal sie zusammen mit Uiharu für einen der stumpfesten, aber dafür auch witzigsten Running-Gags der Serie sorgt.

Alles in Allem betrachtet muss ich aber sagen, dass keiner der vier Charaktere wirklich richtig gut ist. Sie sind durchaus sympathisch und passen zur Serie, was jedoch auch zwangsläufig bedeutet, dass sie an den stumpfen Stil des Großteils der Serie angepasst wurden. Demnach ist mir persönlich der Kontrast zwischen dümmlich/stumpf und intelligent/ernst immer ein bisschen zu groß und konstruiert. Wie eigentlich alle charakterlichen Merkmale wird auch dieses in der zweiten Railgun-Staffel wesentlich besser und authentischer gehandhabt.

Da ich die Antagonisten bereits bei der Story erwähnt habe, lasse ich es an dieser Stelle mal dabei. Es sei vielleicht noch zu erwähnen, dass der erste Antagonist mit Abstand der best charakterisierte und interessanteste der Nebencharaktere ist. Alle anderen, egal ob freundlich, böse oder neutral, sind relativ unwichtige Nebenfiguren.
Eine kleine Ausnahme davon bilden die Charaktere, die ebenfalls in Index vorkommen, jedoch auch nur dann, wenn man sie bereits aus jener Serie kennt. Touma - der alte Pechvogel - ist natürlich auch mit von der Partie und sorgt mit für die schlimmsten Szenen der Serie, was allerdings nicht an ihm, sondern an der Inkonsistenz Mikotos liegt, die sich in einem Umfeld wie ein reiner Idiot (=Tsundere) aufführt. Immerhin wurde er nicht in de Story eingebunden, da ich auf diverse "Touma rettet den Tag"-Momente sehr gut verzichten kann und es den Sinn der gesamten Staffel in Frage gestellt hätte.



Diese Rubrik ist relativ wichtig, wenn man einen genauen Eindruck von der Serie haben möchte. Wie bereits des Öfteren erwähnt, setzt Railgun in den seichten Momenten vor allem auf Slice of Life und Comedy. Die SoL-Momenten zeichnen sich durch mal mehr, mal weniger langweilige kleinere Geschichten aus, die abgesehen von gut gesetzten Anspielungen und kleineren Ausnahmen nicht viel mit der eigentlichen Story zu tun haben. Die Qualität reicht dabei von ganz gut (Banküberfall 1 + 2, Capacity Down, Nachhilfsstunden) bis hin zu absolut langweilig (Strand, Spieleautomaten- / Verkuppel-Folge, Schulfest). Dazu muss ich allerdings sagen, dass meine positiven Beispiele auch immer einen gewissen Action-Fokus haben, wohingegen die Negativbeispiele reine Slice of Life-Episoden sind, in denen nicht viel passiert.

Besagte Action wird in der Serie übrigens durchaus sehr gut, aber viel zu selten eingesetzt. Wenn es mal zu Action kommt, ist diese zumeist sehr gut inszeniert, spannend und visuell teilweise echt beeindruckend. Zwar schwankt auch hierbei die Qualität ein bisschen von Arc zu Arc, doch im Großen und Ganzen gehört die Action zu den Stärken der Serie.

Die Comedy dagegen ist, dass muss ich besonders betonen, definitiv nicht jedermanns Sache! Schwerpunktmäßig wird die Comedy vor allem durch drei verschiedene Charakterkonstellationen generiert.
In meinen Augen die mit Abstand schwächste und ausgeleierte, da in x Animes schon gesehen, ist Mikotos Tsundere-Haltung gegenüber Touma. Schon besser sind dagegen die durch Uiharu und Saten produzierten Running Gags, die oftmals unerwartet kommen und eigentlich immer zumindest für einen Grinser, wenn nicht gar für Gelächter sorgen.
Mit Abstand am Witzigsten fand ich aber die Kuroko-Momente, welche nicht jedem gefallen dürften. Auch wenn ich aus Story-technischer Sicht durchaus auf sie verzichten könnte, sind sie bei weitem nicht so nervig wie die ganzen Slice of Life-Momente und aus komödiantischer Sicht sogar extrem lustig, da unerwartet und absolut schräg.
Versteht mich nicht falsch, zugunsten einer düsteren Atmosphäre und mehr Story hätte ich extrem gerne auf diese beiden Elemente verzichtet, allerdings muss man bewerten, was vorhanden ist, und nicht dass, was man sich wünscht. Teilweise fand ich die Comedy grottig, teilweise lag ich fast am Boden. So gesehen Mission zum Teil erfüllt, auch wenn die Slice of Life-Passagen mit Abstand das Schlimmste waren.

In den ernsten und düsteren Momenten überzeugt die Serie dagegen auf ganzer Linie. So selten wie sie sind, so wohltuend sind sie dann auch und entsprechend gut umgesetzt. Dunkle Farben und düstere Orte bieten einen angenehmen Kontrast zum sonst extrem hellen Stil und die gesteigerte Ernsthaftigkeit spiegelt sich auch in der angenehm stimmigen Atmosphäre wieder.

Durchaus ein ungewohntes, aber doch ernst gemeintes Lob möchte ich noch an das Spiel mit eingebrannten Denkmustern richten. Die Serie macht sich einen Spaß daraus, mit den Erwartungen des Zuschauer zu spielen. Ab und zu werden Dinge übertrieben ernst und atmosphärisch inszeniert, nur um dann in absolut lächerlicher Form entschärft zu werden. Die vorausgehende Atmosphäre ist durch die genutzten Stilmittel jedoch handwerklich so gut gemacht, dass man des Öfteren in so eine Falle tappt. Ähnlich sieht es auch mit Fanservice aus. Abgesehen von der katastrophalen Strand-Folge (welche aber dafür die genialste Film-Anspielung/Verneigung, die ich je in einem Anime gesehen habe, besitzt), gibt es überraschend wenig Fanservice.
Klar, es gibt es ihn, jedoch bietet selbst Index I mit seinem wenn ich mit Recht entsinne gerade einmal einem (1) Pantyshot mehr Pantyshots als Railgun. Und das, obwohl fast der gesamte Cast in kurzen Röcken unterwegs ist und die Kamerawinkel teilweise sehr eindeutig ist. Interessanterweise wirkt die Serie wesentlich Fanservice-/Ecchi-lastiger, als sie es bei genauerer Betrachtung eigentlich ist. Auch die Tatsache, dass fast die ganze über Mikotos "Unterwäsche" (und nur ihre, nämlich Shorts und eben keine Pantsus) gezeigt wird, ist ein eindeutiges Signal dafür, dass das Studio mit den Zuschauern gespielt hat.
Auch wenn ich kein Freund von Fanservice bin, muss ich dem Studio aus objektiver Sicht betrachtet wirklich eine gute Leistung zugestehen, da es den Zuschauer nicht nur auf diesem Gebiet aufs Glatteis führt. Ebenfalls muss die überraschend tiefe Charakterisierung des ersten Antagonisten auch an dieser Stelle als Beispiel benutzt werden, da man einfach nie damit gerechnet hätte.

Typisch für J.C.Staff ist die Serie auch mit extrem vielen Anspielungen andere Serien des Studios, des Franchises und insbesondere späteren Ereignissen vollgestopft. Es macht durchaus Spaß, wenn man diese beim normalen Schauen erkennt.

Genug des Lobs, ein bisschen Kritik muss auch noch sein: Railgun bedient sich zwar funktionierender und für sich betrachtet auch gut umgesetzter Stilmittel, welche jedoch nicht jedermanns Geschmack sind. Ich habe in diesem Bereich zwar recht viel Lob ausgesprochen, doch muss ich auch sagen, dass mir viele dieser gut umgesetzten Stilmittel nicht unbedingt gefallen haben. Insbesondere die trotzdem vorhandene Fanservice-Lastigkeit, der Hang zu inkonsistenten, an die jeweilige Situation angepassten Charakteren und der zu große Slice of Life-Anteil seien hier als die stärksten Negativbeispiele genannt.



Die Animationsqualität ist selbst nach heutigen Standpunkten immer noch guter Durchschnitt, auch wenn man insbesondere in den nicht Action-lastigen Folgen durchaus einen Abfall beobachten kann, zumal man einige der heute als Standard angesehenen visuellen Effekte (wie Light-Shafts/Rays, Flares etc.) vermissen könnte. Dies ist allerdings ein Umstand, den man auf bisher jede To Aru-Produktion anwenden kann, da oftmals in den vergleichsweise unwichtigen Episoden an Budget gespart wurde, welches dann vom Studio in die wesentlich besser animierten Kämpfe investiert wurde. Eine durchaus gute Investition, die man auch an dieser Serie wunderbar beobachten kann. Da die "normalen" Episoden nicht durch visuelle Effekte überzeugen müssen, fällt der niedrigere Level an Qualität so gut wie gar nicht auf, wohingegen die visuell sehr spektakulär inszenierten Kämpfe eine Freude fürs Auge sind. Gerade die verschiedenen Esper-Fähigkeiten sind sehr gut umgesetzt worden, allerdings können auch Explosionen und sonstige Effekte überzeugen.

Das Charakterdesign dagegen ist wie immer Geschmackssache. Es ist mit den jungen Charakteren, den großen Köpfen und Augen ganz klar Moe-orientiert, wobei es nie in Kyoto Animation-Verhältnisse (welche ich persönlich pottenhässlich finde) abrutscht. Obwohl ich mit Moe und so jungen Charakteren eigentlich nichts anfangen kann muss ich gestehen, dass mir das Charakterdesign doch ganz gut gefällt. Sowohl die Augen als auch die Gesichtsproportionen wirken passend und sehen meiner Meinung nach sogar wesentlich besser aus, als es bei vielen anderen Serien von J.C. Staff - wie Shakugan no Shana oder Hidan no Aria - oder sogar dem Railgun-Manga selber der Fall ist. Ich bin niemand der Anime-Figuren als hübsch bezeichnen würde - dafür sind sie mir einfach zu abstrakt und immer noch gezeichnet - allerdings muss ich sagen, dass mir das Design in dieser Serie und dem gesamten Franchise recht gut gefällt. Der Stil sagt mir mehr zu, als es bei so manch anderer, in meinen Augen besserer Serie der Fall ist. Aber natürlich ist dies stark subjektiv und kann von jedem anders gesehen werden.
Objektiv kann ich dagegen bewerten, ob das Charakterdesign auf einem Level bleibt oder ob es Abweichungen gibt. Hierbei sieht es leider recht mau aus. Es ist bei weitem nicht mehr so schlimm, wie es bei Index I der Fall war (dort sahen Charaktere teilweise extrem anders aus), doch kann man schon noch des Öfteren einen Unterschied ausmachen.

Man muss J.C.Staff allerdings zu Gute halten, dass sie sich in diesem Bezug bisher von Staffel zu Staffel verbessert haben und dass es mir bei der aktuellsten To Aru-Staffel (Railgun S) noch gar nicht aufgefallen ist. Hier allerdings fällt es auf, auch wenn es nicht wirklich stört.

Folgendes Beispiel soll die Verbesserung des Studios belegen und stellt einen Vergleich zwischen Szenen aus Index I aus dem Jahre 2008 und Railgun S aus diesem Jahre dar, ergo beinhaltet es keine Szenen aus der hier analysierten Staffel.
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Ansonsten ist die Serie zu einem Großteil in satten, hellen Farben gehalten und versprüht eine freundliche, sympathische Atmosphäre. Die Bildungsstadt ist meiner Meinung nach sehr gut designt, wobei ich das Studio vor allem für ihre Darstellung bei Nacht loben muss. Egal welche J.C.Staff-Serie ich bisher gesehen habe, Großstädte sahen bei Nacht bisher immer absolut großartig aus.
Ebenfalls großartig sind die düsteren und ernsten Szenen designt und visuell umgesetzt, wobei auch hierbei die erste Hälfte wieder mehr überzeugen kann als die Zweite. Demnach ist das Design der Serie ziemlich gut gelungen, auch wenn es beim Charakterdesign und bei nicht-Action-fokussierten Episoden kleinere Schwächen gibt.



Wie immer eine recht kurze Rubrik. Der Sound der Serie ist grundsolide, wobei vor allem die OSTs das ein oder andere ikonische Stück beinhalten. Leider kann ich das nicht auf die düsteren und ernsten Stücke beziehen, welche zwar atmosphärisch und passend, jedoch nicht sonderlich herausragend sind, sondern muss dieses Lob an die ein oder andere Comedy-OST richten. Musikalisch gefallen mir die für Comedy- oder Slice of Life-Momente genutzten Stücke nicht wirklich, aber einen gewissen ikonischen Status kann man ihnen nicht absprechen. Insbesondere Kuroko hat da ein ganz besonderen Jingle...

Die Openings sind selbst für einen Hasser von japanischer Pop-Musik - wie ich einer bin - recht gut hörbar. Stilistisch passen sie gut zur Serie und versinken anders als viele andere Openings nur zum Teil und nicht komplett in elektronischen Spielereien, Effekten und einer nervigen Stimme bzw. Melodieführung. "Only my Railgun" hat sogar eine recht nette Gitarrenspur, auch wenn diese fast komplett im elektronischen Soundbrei untergeht. Beide gehören zu den wenigen Anime-Openings, die ich nicht überspringen muss, sondern mir gerade noch so anhören kann. Zu meinen Favoriten werden sie aber nie gehören. Die Endings gefallen mir persönlich nicht und passen mal mehr, mal weniger zum Stil der Serie.
Aber da die Openings und Endings für mich komplett irrelevant und uninteressant sind, lasse ich sie natürlich nicht in die Bewertung mit einfließen.

Nichtsdestotrotz findet ihr im Spoiler beide Opening. Man muss dem Studio auch noch zu Gute halten, dass es extra für die Openings eigene Szenen produziert hat, wodurch man anders als bei viel zu vielen anderen Serien nicht durch das Opening gespoilert werden kann.
[SPOIL][BBvideo=560,315]http://www.youtube.com/watch?v=hdI6Firnz1k[/BBvideo]
[BBvideo=560,315][/BBvideo]http://www.youtube.com/watch?v=KpMw13GdiAs[/BBvideo][/SPOIL]

Die Soundeffekte dagegen sind eigentlich immer passend. Es sei gesagt, dass mir sowohl Kurokos Teleportiergeräusch, Toumas Imagine Breaker und Mikotos Elektrogeräusche in Railgun wesentlich besser gefallen als ihre Entsprechungen aus Index. Irgendwie wirken sie hier passender und stimmiger. Explosionen, Schussgeräusche und Ähnliches sind Genre-Standard, ohne Groß nach oben oder unten auszufallen.



Wie ihr bereits vermutlich schon anhand der schieren Länge dieser Review, die vermutlich eher einer Analyse gleicht, bemerkt habt, fand ich es aus genannten Gründen extrem schwer, Railgun adäquat zu bewerten. Einerseits hat mich die Serie zum Lachen gebracht, andererseits konnte ich aufgrund mancher Stilmittel nur den Kopf schütteln. Dann wiederum kann die Hauptstory an sich wirklich einiges, wird jedoch durch unendlich langweilige Filler und eine weitaus schlechtere zweite Hälfte nach unten gezogen. Teilweise sind die Charaktere sympathisch, teilweise extrem nervig. Trotz allem schafft es die Serie entgegen aller genannten Kritikpunkte, doch durchgehend und gut zu unterhalten, auch wenn ich mir teilweise etwas anderes gewünscht/erhofft hätte.
Unter Berücksichtigung aller Punkte gebe ich To Aru Kagaku no Railgun mal 7,8 von 10 möglichen Punkten und spreche eine Empfehlung an fast jeden aus. Raildex ist vermutlich das Franchise, welches sich am nächsten an normalen Anime-Serien bewegt und trotzdem von mir gemocht wird. Ihr sucht einen netten Comedy-/Action-Mix, der mit einer überraschend guten Story daherkommt? Dann schaut mal rein, es könnte euch gefallen.

Selbst jetzt bin ich noch hin- und hergerissen. Ein Teil von mir würde die Serie gerne für so manches Stilmittel und die ganzen Slice of Life-Filler wesentlich stärker abstrafen und abwerten,
ein anderer Teil von mir dagegen erinnert mich laufend daran, dass ich bisher drei Mal immer sehr gut von der Serie trotz all ihrer Schwächen unterhalten wurde und meint, dass eine höhere Bewertung vielleicht doch angebracht sei. Beides kann ich aber einfach nicht machen. Ich denke, dass eine 7,8 eine gute, wenn auch nicht zu gute Bewertung für eine unterhaltsame, allerdings mit teilweisen argen Schwächen zu kämpfende Serie ist.

Anbieten kann ich euch die Serie auf zwei Arten und Weisen: Zunächst einmal hätten wir Kampfkuchen-Subs, welche die 720p TV-Version gesubbt haben. Kampfkuchen überzeugt mit einer grandiosen Rhetorik und einer wunderbaren Übersetzung, jedoch hat die Bildqualität aufgrund des benutzten Transportstreams und suboptimalen Encodes etwas gelitten. Es ist immer noch gut aussehende 720p-Qualität, aber ein paar Abstriche muss man machen.
Ansonsten hätte ich noch vde-subs im Angebot, die die 1080p BluRay-Version als Grundlage genommen haben. Die Dateien sind zwar durch den fehlenden Encode riesengroß, sehen jedoch gestochen scharf, sehr satt und teilweise wunderschön aus. Leider hat vde-subs absolut katastrophale Subs abgeliefert, die vor Rechtschreib-, Sinn- und Grammatikfehlern nur so wimmeln. Entscheiden müsst ihr, auch wenn ich eindeutig Kampfkuchen empfehlen würde. Da man sich bei vde mittlerweile registrieren muss, um die Dateien laden zu können, würde ich davon abraten.

Weitere Reviews aus dem To Aru-Universum:

- To Aru Majutsu no Index [In Produktion]
- To Aru Majutsu no Index II [In Planung]
- To Aru Majutsu no Index: Endymion no Kiseki [Folgt, sobald es deutsche Subs gibt]
- To Aru Kagaku no Railgun S [Folgt, sobald die Serie abgeschlossen ist]

Ich hoffe, dass euch meine Review trotz der Überlange gut unterhalten konnte und das ihr die ein oder andere hilfreiche Information aufgeschnappt habt.

Mit freundlichen Grüßen

~Hawkwing
 
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